Nachruf auf Elron Tibor Gerstner aus Lingenfeld Germersheim, der am Samstag, den 23.08.03 mit seinem Motorrad tödlich verunglückt ist. Bilder aus seinem Leben, Informationen zur Trauerverarbeitung Trauerphasen u. Gesprächskreis verwaister Eltern, Gedichte
verstorben vor 7771 Tagen

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Rheinpfalzbericht vom 24.08.2006

LINGENFELD. Den 24. August 2003 werden die Familie sowie die zahlreichen Freunde und Bekannten von Elron Tibor Gerstner nie vergessen: Im Alter von 18 Jahren verstarb der lebensfrohe Lingenfelder an den Folgen eines Motorradunfalls. Die Art und Weise, wie dessen Mutter Karin Heber-Gerstner und Stiefvater Peter Heber mit dem schmerzlichen Verlust umgehen, ist ungewöhnlich, jedoch sehr beeindruckend: Neben der Errichtung einer Gedenkstätte am Unfallort, an der K 31 zwischen Lingenfeld und Germersheim, haben sie eine Homepage erstellt, die an Elron Tibor erinnert.
Die Internet-Seite, die unter der Adresse "www.elron-tibor.de" aufgerufen werden kann, umfasst Infos und Bilder von dessen Kindheit sowie Jugend, seinen Hobbys bis hin zum Unfallort, der Beerdigung und der letzten Ruhestätte. Weiter sind Briefe an die Eltern und Gedichte von Elron Tibor dort zu finden. Interessenten stoßen auf die in Worte gefassten Gefühle seiner Mutter, erfahren Wichtiges über das Thema "Trauer", können sich ins Gästebuch eintragen oder direkten Kontakt mit der Familie aufnehmen.

"Es gibt große Unterschiede bei der Auffassung über die Trauerbewältigung: Ob man nur voll Hass und Zorn ist oder in Liebe an das Leben und die guten Taten des Verstorbenen denkt und diese Liebe in einem selbst weiter leben lässt", sagt Karin Heber-Gerstner und gibt im Gespräch mit der RHEINPFALZ an, einen "eigenen Weg gewählt" zu haben. Elron Tibor sei sehr aktiv gewesen und habe durch seine offene, menschenfreundliche und hilfsbereite Art viele Freunde gewonnen. "Er hat sich früh auch für andere engagiert und war für sein Alter sehr reif", pflichtet Stiefvater Peter Heber bei.

Die guten Kontakte zu Elron Tibors großem Freundeskreis bestünden noch heute: "Sie kommen zu uns ins Haus, und wir genießen das sehr. Wir ernten heute das, was er über Jahre aufgebaut hat", beschreibt Peter Heber sein "Gefühl der Dankbarkeit". Die Nachricht über den Tod ihres Sohnes sei sehr schlimm gewesen, verhehlt Karin Heber-Gerstner nicht: "Ich glaube, dass jeder ein Buch hat, in dem sein Schicksal steht. Sein Buch war vor drei Jahren beendet".
Eine Freundin von Elron Tibor habe sie auf Internet-Seiten von Familien aufmerksam gemacht, die das gleiche Schicksal ereilt habe. "Ich habe mir das angeschaut und war begeistert, dass die Erinnerungen auf diese Weise für jeden zugänglich sind. Ich wusste, was ich wollte und habe entsprechende Texte verfasst." Ein Jahr nach Elron Tibors Tod sei die Seite eingerichtet worden. Diese soll "eine Hilfe für alle sein, mit der Trauer umzugehen", so die Mutter: "Wir wollen nicht nur trauern, sondern die Seite soll daran erinnern, wie er war, was er wollte, was er tat und wie viel Liebe er gegeben hat".

Die Seite werde auch von der Familie genutzt: "Wir lesen uns die Inhalte immer wieder durch, um uns sein Leben ins Gedächtnis zu rufen. Dann ist Elron Tibor noch näher bei uns", fügt dessen Stiefvater an. Dieser Glaube tue seiner Familie gut: "Wir können mit ihm reden, ganz gleich, wo wir sind, er ist immer bei uns". Trauer sei nicht von heute auf morgen zu vergessen. Besonders stark sei diese an Feiertagen und Familienfeiern, gibt Karin Heber-Gerstner zu.
Die Aussage von Personen, man müsse doch irgendwann mit dem Verlust eines Angehörigen abgeschlossen haben, bezeichnet sie als "Taktlosigkeit Trauernden gegenüber": "Das Verständnis ist sehr rar. Die Leute haben Angst vor dem eigenen Tod und schieben das Thema weg". Die Homepage sei auf eine große Resonanz gestoßen. Über 17.200 Zugriffe aus Deutschland sowie auch aus dem Ausland würden dies belegen. Ebenso habe man Anrufe bekommen, offene Gespräche mit Leidensgenossen geführt und auch anderen dabei Mut gemacht. Laut Peter Heber gab es auch Anfragen von Personen, ob sie gewisse Passagen der Homepage übernehmen dürften. "Da haben wir nichts dagegen. Dies zeigt nur, dass wir es gut gemacht haben".

Die Homepage sei auch in Elron Tibors Sinne: "Das hätte er zu Lebzeiten akzeptiert", ist sich seine Mutter sicher. Auch die positive Resonanz seiner Freunde zeige, "dass der gegangene Weg der richtige war". Nur bei wenigen Menschen sei die Homepage auf "ein gewisses Unverständnis" gestoßen, da Familienangelegenheiten so offen dargelegt würden und die Seite einen zu starken Einblick in die Privatsphäre gewähre.
Nach drei Jahren Trauerzeit wolle man die Internetseite um einen Beitrag erweitern und "ein Resümee ziehen, wie es uns in diesem Zeitraum ergangen ist", informiert Peter Heber: "Was kann mir passieren, außer dass ich denjenigen, den ich verloren habe, wiedersehe", beschreibt er eindrucksvoll seine Gedanken über den Tod. Das Schlimmste sei, wenn Leute in Gesprächen das Schicksal von Elron Tibor bewusst ignorieren: "Uns ist lieber, wenn das Thema angesprochen wird und Elron Tibor erwähnt wird", so die Eheleute: "Man muss sich mit der Trauer beschäftigen und sie durchleben: Den eigenen Tod stirbt man, aber mit dem Tod der anderen muss man leben. Wir versuchen daher so offen wie möglich mit der Trauer-Thematik umzugehen, um anderen zu zeigen, das Leben geht weiter".

Seit dem Tod von Elron Tibor würden sie viel intensiver und bewusster leben, erzählen die Eheleute: "Wir können uns nun auch über Kleinigkeiten freuen und nehmen uns viel Zeit füreinander." Dies fehle vielen Menschen heutzutage. Drei Jahre nach dem Tod ihres Kumpels werden heute wieder zahlreiche Freunde und Bekannte mit Elron Tibors´ Familie den Friedhof besuchen. Im letzten Jahr ließen sich 15 Jugendliche diesen für sie wichtigen Gang nicht nehmen. (nti)

 

   
   

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