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Diese Geschichte ist von Heide. Danke dafür.
Du
stehst auf einer weiten Wiese mitten in einem Wald. Die Luft
ist kühl und frisch. Du kannst frei atmen. Regungslos stehst
Du da und tauchst ein in die Natur . Das frische Grün der
Wiese, die Bäume um Dich herum, wie sie sanft sich wiegen
in dem gleichen Wind, der auch in Deinem Haar spielt. Die Stille
um Dich herum nimmt Dich in sich auf.
Und
dann, wie aus dem Nichts aufgetaucht, steht am Ende der Wiese
ein Pferd in einem strahlenden Weiß, wie Du es noch nie
gesehen hast. Es ist als ob es aus sich selbst heraus leuchtet.
Es steht genauso reglos da wie Du und sieht Dich an um gleich
darauf sich Dir zu nähern. Lautlos und schwebend, ganz
dicht zu Dir. Sanft bläst es Dir seinen warmen Atem in
Dein Gesicht. Du streckst Deine Hand aus und berührst sein
Fell. Es ist, als ob Du darin versinkst. Eine große Sehnsucht
erfüllt Dich und ohne darüber nachzudenken, schwingst
Du Dich mit einer Leichtigkeit auf seinen Rücken, als hättest
Du nie etwas anders gemacht. Das Pferd geht weiter in Richtung
des westlichen Waldrandes und Du fühlst seine Bewegungen,
als wären es Deine. Eure Körper scheinen in einander
zu verschmelzen und Du kannst jede Regung, jeden Instinkt, jeden
seiner Gedanken fühlen. Das Pferd wird schneller immer
schneller und Deine Sehnsucht immer größer. Die Bäume
kommen immer näher. Der Wind wird stärker und Du breitest
Deine Arme aus, gleich wie das Pferd seine Flügel und im
nächsten Augenblick schon trägt der Wind euch fort.
Über die Lichtung, über die Bäume, immer höher
hinauf. Nichts ist zu hören als das Flüstern des Windes
und Dein Atem, der eins ist mit dem Atem des Pferdes. Ihr seid
eins. Ein Gedanke, eine Sehnsucht, ein Körper, eine Seele,
getragen vom Wind in die Wolken. Weit weg von allen Sorgen,
allem Leid und Schmerz. Hier oben, weit über der Welt,
wo es still ist, wo alle Zeit ist und nichts verrinnt, wo kein
Wort mehr nötig ist, und wo Dein Gefühl alles ist.
Hier oben wird Deine Sehnsucht gestillt und Dein Herz erfüllt.
Die Zeit vergeht, oder auch nicht. Stunden, Tage, Jahre oder
nur Sekunden oder steht sie gar still? Noch nie hast Du so gefühlt
wie in diesem Augenblick. Verschmolzen in Zeit und Unendlichkeit.
Vollkommenheit. Eine Ewigkeit in einem einzigen Augenblick.
Der
Wind bläst Dir Dein Haar ins Gesicht. Der gleiche Wind,
der sanft die Bäume wiegt. Deine Füße fühlen
das kühle Gras. Du öffnest die Augen. Am Ende der
Lichtung grast ein Pferd. Was für ein Traum! Bewahre ihn
Dir.
Der
Traum bist Du.
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